Im Oktober 2009 hat der Nationalrat die Maturareform namens “Matura neu”beschlossen. Die SPÖ, ÖVP, BZÖ und Grünen stimmten zu. Einstimmig beschlossen wurde ebenfalls das Unterrichtspraktikumsgesetz, mit dem Absolventen von Lehramtsstudien auch nach Vollendung des 45. Lebensjahres noch zum Unterrichtspraktikum zugelassen werden.
Demnach wird ab dem Jahr 2013 die Matura an österreichweit einheitlichen Prüfungsterminen abgelegt und die Fragen werden von einer zentralen Stelle vorgegeben.
Der Zug fährt somit eindeutig in Richtung Vereinheitlichung, Verflachung und Standardisierung.
Statt wie bisher die Pädagogen, welche unmittelbar mit den zu prüfenden Schülern mehrere Jahre zusammengearbeitet haben und deren Stärken und Schwächen ein wenig einschätzen können, wird in Zukunft ein“Unbekannter” aus irgend einem Ministerium die Maturafragen zusammenstellen. Ohne Rücksicht auf den jeweils durchgemachten Lehrstoff.
Platz für Individualität ist dann keiner mehr vorhanden. Doch ist das nicht genau das, wofür sich viele Menschen immer wieder einsetzen? Die Förderung der individuellen Fähigkeiten und Begabungen der einzelnen Schüler zu erkennen und zu fördern?
Ein Grund für eine zentrale Matura wäre wohl, dass man die Leistungen der einzelnen Schulen genau analysieren kann. Doch sind diese Daten dann wirklich aussagekräftig? Wenn jede Schule bzw. dessen Lehrer anders ist und auf verschiedene Bereiche mehr Wert legt und diese demnach ausführlicher thematisiert als andere. Ein gutes Beispiel dafür wäre zum Beispiel das Fach Geschichte. Eine gewisse geschichtliche Allgemeinbildung ist natürlich wünschenswert. Doch sollte gerade in diesem Fach das Interesse der Schüler an einer gewissen Epoche gefördert werden. Das gilt natürlich nicht für alle Fächer. In Mathematik beispielsweise wird überall in etwa der selbe Stoff durchgemacht.
Ein weiterer, nicht außer Acht zu lassender Aspekt bei diesem Thema, ist die Sicherheit. Da die besagten Fragen von mehreren Personen verfasst und mehrere Wochen vor dem Prüfungstermin archiviert werden, wäre es nicht verwunderlich, wenn ein Schüler sich am Tag vor der Matura ganz einfach die Lösungen aus dem Internet ausdrucken könnte. Bei derzeit knapp 1,2 Millionen Schülern in Österreich, die fast alle sehr gerne im Besitz der besagten Lösungen wären,könnte – dieses Szenario vielleicht tatsächlich Wirklichkeit werden. Ob das im Interesse der Beführworter einer zentral administrierten Reifeprüfung liegt?
Außerdem wird am völlig falschen Ende reformiert. Der mit Abstand wichtigste Faktor um einen qualitativen und interessanten Unterricht in einem Klassenzimmer zu gewährleisten war, ist und wird in Zukunft der selbe sein: Der Lehrer.
Solange hier die Qualität nicht erhöht und die Attraktivität des Berufes nicht gesteigert wird, ist für die Bildungsmisere auch langfristig kein Ende in Sicht. Gesetz dem Fall dass die Reform ein totaler Fehlschlag wird – wer wird dann wohl die Konsequenzen tragen dürfen. Die Politiker, oder doch eher die betroffenen Lehrer und Schüler?