Im folgenden Gastartikel möchte ich die oben genannte These erörtern und einige passende Beispiele aus der Geschichte aufzeigen.

Zu dieser These fallen mir schlagartig viele Begriffe ein. Zum Beispiel Werbung, Erziehung, Rhetorik und so weiter. Ich möchte jedoch zuerst das Wort „beherrschen“, welches in beiden Teilsätzen vorkommt, näher beleuchten. Dieses „beherrschen“ scheint in den beiden Wortgruppen jeweils ein andere Bedeutung zu haben. „Die Sprache beherrschen“ heißt sich gekonnt auszudrücken, Sachverhalte klar und deutlich darzustellen und gekonnt zu formulieren.

„Menschen zu beherrschen“ stellt hingegen eine Manipulation dieser dar, indem man Menschen überredet, ihnen seinen eignen Willen aufzwingt, sie perfekt täuscht, belügt und für eine Sache fasziniert. Um diese These zu verdeutlichen möchte ich anhand einiger Beispiele dieser zustimmen, aber auch Fakten finden, die diese widerlegen. Bei diesem Ausspruch fiel mir sofort das Stichwort Werbung ein. Firmen werben um den potentiellen Käufer ihr Produkt anzupreisen, die Kunden für das Produkt zu begeistern und sie zum Kauf zu überreden. Dies erfolgt durch diverse Werbespots in Rundfunk und Fernsehen.

Täglich nimmt man eine Vielzahl von Produktnamen wahr, dabei werden von Werbestrategen charakteristische Merkmale des Produkts hervorgehoben und immer wieder angepriesen, nimmt man zum Beispiel das Produkt Müsli: dieses gilt als aktiv, gesund und macht jedem Power am morgen. Diese Schlagwörter prägen sich bei den Konsumenten ein und man legt dann doch schon einmal ein neu angepriesenes Produkt in seinen Einkaufswagen.

In Thüringen wurde vor kurzem ein Test durchgeführt: ein neues Produkt wurde ohne Werbung auf den Markt gebracht. Die daraus hervorgehende Statistik zeigt, daß ca. 30% Verlust aufgetreten war, aufgrund der fehlenden Vermarktung. Daraus schlussfolgere ich, dass durch konkrete Schlagwörter, welche diverse Produkte anpreisen, das Kaufverhalten der potentiellen Käufer „beherrscht“, bzw. beeinflußt wird.

Das wohl krasseste Beispiel, dass Sprache Menschen beherrschen kann, findet man bei dem deutschen Diktator Adolf Hitler. Dieser Mann stürzte unzählige Menschen in den Tod. Hitler schreibt in seinem Buch „Mein Kampf“ (er schildert darin seinen Weg zur Machtübernahme):

„Wer die breite Masse gewinnen will, muß den Schlüssel kennen, der das Tor zu ihrem Herzen öffnet. Er heißt nicht Objektivität, also Schwäche, sondern Wille und Kraft … Das Volk ist in seiner überwiegenden Mehrheit so feminin veranlagt und eingestellt, daß weniger nüchterne Überlegung, vielmehr gefühlsmäßige Empfindung sein Denken und Handeln bestimmt … Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwerten, bis bestimmt auch der Letzte unter einem solchen Wort das Gewollte sich vorzustellen vermag …“

Dadurch wird deutlich, dass Hitler sich nicht an den Verstand, sondern nur an die Emotionen des Volks wendet, Schmeichelei und Versprechen spielen hier eine große Rolle. Der Gegner wird beschimpft, bedroht und lächerlich gemacht. Immer wieder wird die Gemeinsamkeit betont, bis der einzelne ein Wir-Gefühl erlebt, das ihn willentlich beeinflusst, Teil einer machtvollen Gruppe zu sein, ein Ziel und einen Lebensinhalt zu haben .Er fühlt sich geborgen, sieht seine persönliche Bedeutung erhöht und ist auf dem besten Wege, ein entschlossener, zuletzt fanatisierter Anhänger zu werden, der sich bedingungslos seinem (Ver -) Führern anvertraut.

Ein Zitat von Rudyard Kipling (1865-1936) verdeutlicht dies:

„Es heißt, Worte seien das stärkste Rauschgift, das die Menschen besäßen.“

Gustave Le Bon ( 1841 – 1931 ) schrieb in seinem berühmten Buch „Die Psychologie der Massen“:

„Die Redner müssen, da die Massen nur durch übermäßige Empfindungen stark erregt werden, starke Ausdrücke gebrauchen, Schreien, Beteuern, Wiederholen“.

Der Nationalsozialismus, das wohl dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte, aber es veranschaulicht sehr gut wozu Worte fähig sind, das deutsche Volk 1933/34 war von ihrem Führer Hitler so vereinnahmt worden , daß es sogar dem 2. Weltkrieg zustimmte, obwohl die Wunden des 1. Weltkrieges noch nicht verheilt waren. Joseph Goebbels proklamiert am 18. Februar 1943 in seiner Rede im Berliner Sportpalast den „totalen Krieg“ – nach der militärischen Niederlage der deutschen Armee in Stalingrad am 31. Januar 1943 – im Berliner Sportpalast. Dies ist ein Beispiel einer propagandistischen und demagogischen Rede, da der Propagandaminister Goebbels sich vorgenommen hatte, nach der sich abzeichnenden Niederlage die deutsche Bevölkerung (Tausende von Zuhörern im Sportpalast und Millionen von Hörern, die am Volksempfänger die Rede verfolgen) aus dem Stimmungstief herauszureißen und sie wieder fest an die NS-Führung zu binden.

„Ihr also, meine Zuhörer, repräsentiert in diesem Augenblick die Nation. Und an euch möchte ich zehn Fragen richten, die ihr mir mit dem deutschen Volke vor der ganzen Welt, insbesondere aber vor unseren Feinden, die uns auch an ihrem Rundfunk zuhören, beantworten sollt. Die Engländer behaupten, das deutsche Volk habe den Glauben an den Sieg verloren: Ich frage euch: Glaubt ihr mit dem Führer und mit uns an den endgültigen totalen Sieg des deutschen Volkes? Ich frage euch: Seid ihr entschlossen, dem Führer in der Erkämpfung des Sieges durch dick und dünn und unter Aufnahme auch der schwersten persönlichen Belastungen zu folgen? … Ich frage euch: Seid ihr und ist das deutsche Volk entschlossen, wenn der Führer es befiehlt, zehn, zwölf, und wenn nötig, vierzehn und sechzehn Stunden täglich zu arbeiten und das Letzte herzugeben für den Sieg?“

Das deutsche Volk antwortete daraufhin mit einem stürmischen „Ja!“ Hitler erließ ebenso die Nürnberger Rassengesetze, in welchen er das Volk in zwei Gruppen unterteilte: Arier (reine Deutsche) und Juden. Juden gelten darin als Nicht – Deutsche und werden somit aus der Gesellschaft ausgeschlossen, ihre Geschäfte werde boykottiert, sie werden in Gettos verlagert und streng gemieden. Die Deutschen begehen Rufmord an den Juden und zerstören jegliche Existenz dieser. Hitler und seine Gefolgsmänner erlauben sich sogar diese Menschenschicht auszurotten, indem sie diese in Konzentrationslager stecken, sie zu Tode arbeiten und letztlich grauenvoll ermorden.

Diese historischen Beispiele veranschaulichen wohl sehr nachdrücklich die Manipulation Tausender von Menschen durch Sprache. Andernfalls muß die Sprache nicht nur manipulativ eingesetzt werden, denn wenn man die Sprache beherrscht dann kann diese auch eine aufbauenden und tröstenden Charakter haben. Bei dem Tod eines geliebten Menschens können Worte Trost und Hoffnung spenden, der Zurückbleibende merkt, dass er nicht allein auf der Welt ist. Ärzte müssen neben ihrer Fachsprache ebenso Patienten beraten, beruhigen und ihnen Wege aufweisen, denn erst das macht einen guten Arzt aus. Meine Eltern haben mir durch die Sprache meinen Grundstein zum Existieren gelegt. Sie lehrten mich die Sprache, lenkten und führten mich mit dieser.

Aus den vorhergehenden sowohl negativen als auch positiven Beispielen bin ich zu dem Schluss gekommen, daß die These:

„Wer die Sprache beherrscht, beherrscht seine Mitmenschen.“

teilweise stimmt: Im negativen Sinne stimme ich dieser zu, da Worte so geschickt einsetzbar sind, dass man Menschen lähmen und sie nach eigenem Willen lenken kann. Jedoch kann Sprache auch im positiven Sinne „beherrschen“, zwar nicht den Menschen selbst, aber dessen Trauer und Unmut indem Worte trösten, Hoffnung spenden und Mut zusprechen. Sprache soll nicht als Manipulation genutzt werden, sondern sie ist eine Chance den eigene Horizont zu erweitern, mehr von der Welt zu erfahren und auf andere Menschen zuzugehen.

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