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Beim „Festspiel der deutschen Sprache“ versammeln sich viele bekannte Gesichter um für das wichtigste Kulturgut zu kämpfen – unsere Sprache. Dabei geht es vor allem darum die deutsche Sprache vor einer Amerikanisierung zu bewahren, indem Anglizismen durch deutsche Begriffe ersetzt werden. Doch ist unsere Sprache tatsächlich in Gefahr? Falls ja, welche Lösungen kann man zur etwaigen erforderlichen Rettung der deutschen Sprache finden?

Die Deutsche Sprache ist in Gefahr. Viele Vertreter dieser Meinung stützen ihre Thesen auf die immer größer werdende Anzahl an Anglizismen bzw. deren Vermischung mit der Deutschen Sprache in das so genannte “Denglisch”. Doch was bedeutet dieser Umstand für den Erhalt unserer Linguistik und dem Verhalten gegenüber dieser?

Zunächst ein Mal sind einige der vermeintlich übernommen Wörter, als so genannte “False Friends” (zu deutsch “Falsche Freunde”) zu enttarnen. Beispielsweise sind Wörter wie Handy, Showtime, Homework oder Manager genau genommen deutsche Erfindungen und somit keine direkten Anglizismen. Das Wort Handy beispielsweise steht im Englischen für “handlich” oder “praktisch”, im deutschen hingegen steht es für das Mobiltelefon. Genauso verhält es sich für viele somit deutsche Wörter. Auf Anglizismen in dieser Form kann bzw. sollte verzichtet werden, da diese Wörter weder der deutschen noch der englischen Sprache nutzen. Zum einen gibt es dafür deutsche Wörter und zum anderen macht man sich bei der Verwendung dieser Wörter im Englischen mehr als lächerlich.

In der täglichen Sprache wird leider oftmals die deutsche Sprache verunglimpft. Die deutsche Sprache in all seiner Variation, vor allem in Bezug auf seine Adjektive, ermöglicht es eigentlich sich gewählt und detailliert auszudrücken. Immer mehr stellt man allerdings fest, dass für eine Reihe von Wörtern ein universeller Ersatz gefunden wird. Dies sind allerdings selten bzw. nicht zwingend Anglizismen. Anstelle von wunderschön, bezaubernd, atemberaubend, großartig, prächtig, fesselnd, feenhaft oder phantastisch wird heute oftmals nur ein schlichtes, nichts sagendes “toll” oder “schön” verwendet.

Der Gebrauch von Anglizismen ist in meinen Augen aber auch oft unumgänglich. Die deutsche Sprache ist trotz ihrer Vielfältigkeit nicht in der Lage für alle Bereiche passende Bezeichnungen zu finden. Vor allem im Computerbereich, insbesondere dem Internetbereich oder in der Wirtschaft stoßen oftmals die deutschen Fachgrößen an Ihre Grenzen. Viele Bezeichnungen, die nur aus dem Englischen vorliegen, ergeben wörtlich gesehen, wenig Sinn, so dass es für die deutsche Sprache das Einfachste ist, einige dieser Wörter zu übernehmen.

Alle Kritiker sollten sich jedoch vor Augen halten, dass seit dem Entstehen der deutschen Sprache im 16. Jahrhundert sich die Sprache kontinuierlich entwickelt hat. Die Eingliederung fremder Wörter in die deutsche Sprache ist demnach nichts Neues. Es wurden immer Wörter aus anderen Sprachen ins deutsche übernommen, damals eben nicht aus dem Englischen sondern aus dem Griechischen, dem Lateinischen oder dem Französischen. Beispielsweise sind die lateinischen Ausdrücke wie “ad acta” oder “de facto” oder französische Ausdrücke wie “Arrangement“, „Garage“ oder „Etablissement“ in der deutschen Sprache gang und gebe. Es ist zwar ein Fakt, dass etwa alle 2 Wochen eine Sprache ausstirbt und dass im 21. Jahrhundert der Großteil der Sprachen nicht mehr existent sein wird. Allerdings wird die deutsche Sprache davon kaum betroffen sein. Deutsch gehört zu den führenden Sprachen der Welt. Natürlich stand es um die deutsche Sprache ein Mal besser, allerdings hatte Deutschland und in Folge dessen auch die deutsche Sprache auf Grund der politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten im Nationalsozialismus einen schweren Stand in der Welt. Es sprechen auf der Erde allerdings mehr als 100 Millionen Menschen die deutsche Sprache, so dass Deutschland als eine Weltmacht, keine Angst haben muss, ihre Sprache zu “verlieren”. Es handelt sich bei der deutschen Sprache viel mehr um eine Entwicklung.

Aussagen wie “Deutschland, der 51. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika”, kann ich höchstens ein kleines schmunzeln schenken, jedoch nicht im geringsten ernst nehmen. Zwar wächst die Anzahl der Anglizismen, jedoch sollte man nicht so fokussiert sein und nur die eine Seite der Medaille betrachten. Die Zahl der deutschen Wörter im Englischen nimmt ebenfalls ständig zu. Selbst auf der freien Enzyklopädie “wikipedia” wurde diesen Wörtern bereits eine Liste gewidmet. Zum einen gibt es Wörter wie “Bildungsroman”, “Bratwurst”, “Kutte”, “Kobold” , “Waldsterben”, “Wunderkind” oder “Zeitgeist”, die “gebräuchlich” in der englischen Sprache sind, als auch kontextbezogene Worte, die in Verbindung mit Deutschland gebraucht werden wie beispielsweise “Autobahn”, “Anschluss” oder “Reichstag”. So gesehen hat nicht nur die deutsche Sprache diese Probleme. Als Deutschland in der Naturwissenschaft und die Naturwissenschaft in der Welt noch führend war, gab es in diesem Bereich deutsche Wörter, die im Englischen übernommen wurden wie beispielsweise “Ansatz”, das in der Mathematik oder “Aufbau”, das in der physikalischen Chemie noch heute verwendet wird. Die Welt hat sich verändert, Deutschland hat in vielen Bereichen den Kürzeren gezogen und ist in vielen Bereichen noch hinterher. Vor allem in der Wirtschaft und dem Computerbereich, ist Englisch führend. Wie früher in der Naturwissenschaft werden nun englische Wörter übernommen. Demnach ist dies kein Angriff auf die deutsche Sprache, sondern ein Prozess, der so bereits seit Ewigkeiten abläuft.

Die Programmierung der Computer bzw. der Computerprogramme erfolgt ausschließlich über englische Worte, so dass es nicht nur “normal” sondern auch erforderlich ist, viele Begriffe einfach aus dem Englischen zu übernehmen. Ein Programmierer beispielsweise wäre vollkommen überfordert, die zahlreichen Computerbegriffe, beim Programmieren auf Englisch zu schreiben und sonst in Gesprächen diese Deutsch zu übersetzen. Die Verwendung von Anglizismen in der Technik, die ich zwar befürworte, sollte man allerdings auch kritisch betrachten. Die übermäßige Verwendung von Anglizismen bzw. ganz allgemein von Fremdwörtern stellt für gewisse Bevölkerungsgruppen ein Problem dar. Davon betroffen ist vor allem die ältere Bevölkerung sowie die ungebildete bzw. dem Englischen nicht mächtige Bevölkerung. Vor allem für älteren Menschen bleibt somit das Tor zum Informationszeitalter verschlossen, da sie nicht nur mit der modernen Technik zu kämpfen haben sondern auch Probleme haben die Betriebs- sowie Bedienungsanleitungen als auch überhaupt erst die technischen Daten zu verstehen. Welche Großmutter würde schon den folgenden, im Prinzip trivialen Satz aus einer einfachen Internetanleitung verstehen:

“[…] Verbinde den Router und das Modem per Lan-Kabel […]”

Da die Globalisierung nun mal von enormer Bedeutung ist, was sich auch so schnell nicht ändern wird, ist es notwendig zur Kommunikation eine einheitliche Sprache zu sprechen und hierbei hat sich nun mal, auf Grund der Machtstellung der USA, die englische Sprache eingebürgert. Die englische Sprache hat sich nicht erst seit gestern als Weltsprache behauptet. Die Weichen hierfür wurden bereits beim Versailler Vertrag gelegt, bei dem der damalige amerikanische Präsident bewirkt hatte, dass Englisch als zweite Vertragssprache eingeführt wird. Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich Amerika zu der politischen und wirtschaftlichen Macht entwickelt und ist es noch heute. Da die Amerikaner in nahezu jedem wichtigen Bereich führend sind, ist Amerika zudem die Konzernmacht schlechthin. So dass im Bereich der Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Umwelt und weiteren, es auch in Zukunft viele Begriffe aus dem Englischen geben wird, die man wieder ins Deutsche übernimmt.

Die Kritik wird auch an deutschen Firmen immer größer, da die deutschen Firmen sich immer weiter auf das Englische ausrichten. Dies hat jedoch zweierlei Gründe: zum einen wollen die Firmen international mitmischen und sind somit darauf angewiesen die fremdsprachige Kundschaft zu erreichen. Mit einer engstirnigen deutschen Absatzrichtung, könnte man einerseits die Bedürfnisse der internationalen Zielgruppen nicht richtig decken und andererseits auch rein kommunikativ erst gar nicht erreichen. Selbst unsere führende Autoindustrie kann sich dem nicht entziehen, da der deutsche Absatzmarkt einfach zu klein wäre. Ein weiterer Punkt für die sprachlich englische Ausrichtung ist die innerbetriebliche Kommunikation. Viele, wenn nicht alle Unternehmen, sind darauf angewiesen, internationale Topleute – sprich spezialisierte Arbeitskräfte zu engagieren. Die Kommunikation zwischen den unterschiedlich sprechenden Arbeitskräften muss man folglich mit einer globalen Sprache sowohl erst ermöglichen als auch fördern.

Viele der Leute, die die Verunglimpfung der deutschen Sprache anprangern, sind oftmals genau diejenigen, die am wenigstens dafür tun. Im Internet findet man unzählige Artikel, die Kritik am Denglischen nehmen. Schaut man daraufhin ein paar Artikel weiter, findet man bereits wieder einige Artikel, die Anglizismen verwenden. So denke ich es mir bei vielen Vertretern zur Rettung der deutschen Sprache. Die in der Einleitung erwähnten “Festspiele der deutschen Sprache” sind für mich eher Lachhaft. Wenn ich lese, dass viele Anglizismen ins Deutsche übersetzt werden sollen und ich mir vor Augen halte, wie sich dies anhört, kann ich leider nur lachen. Ersetzungen von “online/offline” mit “Im Netz/vom Netz” oder von “display” zu “Sichtfeld” würden sich folglich so anhören:

“Wann bist du gestern vom Netz gegangen?”

oder

“Wie viele Farben hat dein Sichtfeld?”

Wenn mir mein Gegenüber solch eine Frage stellen würde, würde ich ihn für beschränkt halten. Die Übersetzung solcher Anglizismen ins Deutsche sind für mich mehr als schwachsinnig. Man sollte lieber dankbar sein, dass die deutsche Sprache durch solche Anglizismen erweitert wird.

Auf der anderen Seite gibt es allerdings auch Anglizismen, die wahrlich mehr als unnötig sind und ich persönlich auch nie verwenden werde. Sätze wie:

“Ihr seid so tight. Wenn ich mit euch fertig bin dann burnts”,

der in einer Popstar “Castingshow” von einem Juror zum Besten gegeben wurde, kann doch niemand ernsthaft als sinnvoll ansehen, da sie nicht ein Mal thematisch einen größeren Sinn ergibt. Das stupide Umbenennen von deutschen Dingen in Anglizismen ist absolut unnötig. Wenn man sich derzeit in den Kaufhäusern umsieht, findet man bereits “Christmas Sales”, was ist denn aus dem “Weihnachtsverkauf” geworden?

Der Gebrauch von Anglizismen in den Medien ist enorm und hat auch wenig mit der Globalisierung oder der internationalen Kommunikation zu tun. Dies lässt sich vielmehr auf die fehlende Kreativität der Erfinder zurückführen. Statt ein wenig Kreativität mit Wortspielen oder ähnlichem greifen viele Unternehmen einfach auf englische Sprüche zurück, um etwas wohl in ihren Augen innovatives vorzuweisen, wobei das eben immer mehr dümmlich und albern als innovativ wirkt. Andererseits ist es genauso dümmlich auf strikte Ersetzung von Anglizismen zu bauen. Wenn man bald auf den Werbeplakaten das “doppelt belegte Brötchen” statt dem “Big Mac” bei McDonald lesen darf, wird hoffentlich auch noch der Letzte merken, dass gewisse Anglizismen auch in der Werbung durchaus sinnvoll oder sogar notwendig sind.

Die Feinde der Sprache sind noch am Ehesten wir selbst. Die verkorkste Rechtschreibreform oder die selbst in der heutigen Zeit gigantische Zahl von Analphabeten verdeutlich dies. Allein in Deutschland sind über 10% der Menschen teilweise von Analphabetismus betroffen. Selbst im Schriftverkehr mit namenhaften Firmen wie Siemens darf ich des Öfteren die peinlichsten Rechtschreibfehler lesen. Die Sprache muss deshalb in der Schule besser gefördert werden. Allein die banalen Dinge wie “seit/seid” wird von 50% der Leute falsch verwendet. Als Krönung darf man mittlerweile ständig in seriösen Internetforen Wörter wie “außerdehm” statt “außerdem” oder “standartmäßig” statt “standardmäßig” lesen, was mich viel mehr schockiert als die Vielzahl von Anglizismen in unserer Sprache, welche wenigstens korrekt geschrieben werden. Somit ist eher die fehlender Sicherheit der eigenen Sprache als der Sprachwandel zu bekämpfen.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass eine Sprache, die sich nicht durch äußere Einflüsse weiterentwickelt zum Tode verurteilt ist. Durch nicht-deutsche Worte aus dem Englischen, Französischen oder durch Neubildungen bleibt eine Sprache aktiv, ohne von einer bestimmten “überrannt” zu werden. Demnach ist die Sprache alles in allem nicht gefährdet. Die Sprache wird vielmehr, wie es seit bestehen der Sprache so ist, durch sinnvolle Wörter ergänzt. Anglizismen sind in bestimmten Bereichen eine Wohltat für die Sprache und so sollte man nicht darauf bauen, die Sprache vor einer Amerikanisierung der Sprache zu “bewahren”. Vielmehr sollte man dafür sorgen, dass Deutschland sich global noch weiter an den Spitzenpositionen behaupten kann und seinen Einfluss ausweitet und die Welt wieder nach Deutschland schauen kann, um Wörter aus neuen Bereichen in ihre Sprache zu übernehmen, wie es früher ein Mal vermehrt so war.
Wenn Deutschland, insbesondere die Politiker so ein Problem mit dem Sprachwandel haben, dann sollen sie auch Kraft ihres Amtes dafür sorgen, dass sowohl in den Schulbüchern als auch auf Elternbriefen der Schulen keine Anglizismen verwendet werden.

Comments
  • Paul
    Antworten

    „…Showtime, Homework oder Manager genau genommen deutsche Erfindungen …. macht man sich bei der Verwendung dieser Wörter im Englischen mehr als lächerlich.“

    Warum macht man sich laecherlich, wenn man im Englischen von Homework oder Manager spricht? Diese Woerter sind Bestandteil des normalen Sprachgebrauchs. Wird hier vielleicht leicht uebertrieben?

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