Miriam Plieninger leitet die Redaktion bei der online Lernplattform Babbel, über welche hier bereits mehrfach berichtet wurde. Im Rahmen eines Artikels, den sie kürzlich für das Buch „Einsatzkonzepte und Erfolgsfaktoren des Lernens mit digitalen Medien“ verfasste, geht sie ausführlich auf die Frage ein, wie das Lernkonzept hinter Babbel genau aufgebaut ist und warum gerade dieses so erfolgreich ist.
Da der Artikel in Summe rund 18 Seiten fasst, werde ich diesen hier kurz zusammenfassen und die relevanten Kernaussagen übersichtlich auflisten.
Erfolgsrezept Methodenmix
Der Hauptgrund, warum das Lernen bei Babbel so spannend und gleichzeitig effektiv ausfällt, ist, dass nicht nur eine Lerntechnik angewandt wird, sondern stattdessen ein bunter Mix an Methoden entwickelt wurde, der den verschiedenen Lernbedürfnissen der Nutzer entgegenkommt. Folgende sprachdidaktische Ansätze aus der Lernpsychologie werden bei Babbel in einem ausgewogenem Verhältnis verbunden.
1. Die kommunikative Didaktik
Dieser Ansatz ist weniger theoriebasiert als die anderen. Er ist viel mehr ein Sammelbecken für praxisbezogene Lernmethoden, durch welche die kommunikative Fertigkeit gestärkt wird. Hauptziel kommunikativer Methoden ist, die Fremdsprache im Lebensalltag möglichst gut anwenden zu können. Idealerweise genau so gut wie die eigene Muttersprache.
Das Hauptaugenmerk liegt daher primär auf der Lese-, Hör-, Sprech- und Schreibkompetenz für Alltagssituationen. Dabei ist es wichtiger, zu verstehen und verstanden zu werden, als sich durchgenend fehlerfrei auszudrücken.
Realisierung bei Babbel
In den Anfängerkursen werden schrittweise die wichtigsten Redemittel für Alltagssituationen vermittelt. Beispielsweise ist es als Anfänger wichtiger, den Satz
Ich nehme einen Kaffee.
zu können, als
Der Ball ist rot.
Durch mehrere kleine Chunks kennt man bald ganze Sätze. Dabei ist nicht schlimm, dass man die in den Sätzen enthaltene Grammatik noch nicht selbstständig bilden kann. Da man in realen Dialogen auch nicht immer alle Vokabel kennt, braucht man nicht den gesamten Wortschatz für ein Gespräch zu kennen. So lernt man, Unbekanntes aus dem Kontext zu erschließen.
Außerdem kann man sich im Alltag auf viele unterschiedliche Arten ausdrücken. Daher sind bei Schreibübungen auch Synonyme als Lösung gültig.
2. Der Kognitivismus
Kognitivistische Ansätze beschäftigen sich mit Abläufen der Informationsverarbeitung. Mittels bestimmter Lernstrategien soll erreicht werden, dass neue Informationen optimal wahrgenommen, gespeichert und abgerufen werden können. Anders als im Behaviorismus sollen Lerner diese Strategien bewusst und selbstständig einsetzen können.
Realisierung bei Babbel
Übungen enthalten Erläuterungen zu Grammatik, Aussprache und Wortschatz in der Muttersprache des Lernenden. Alle Übungen werden sprachkontrastiv entwickelt, das heißt, dass Regeln seperat für die jeweilige Muttersprache des Lernenden formuliert werden. Ein Italiener lernt daher anders Spanisch als ein Engländer.
3. Der Behaviorismus
Der Behaviorismus verfolgt den Ansatz, dass Lernen durch das Imitieren von Handlungsmustern stattfindet. Die Handlungen müssen so häufig wiederholt werden, bis sie ins eigene Verhalten übergehen („pattern drill“). Die behavioristische Sprachdidaktik geht unter anderem davon aus, dass Fremdsprachen nur durch Hören und Sprechen genau so gut gelernt werden können, wie die eigene Muttersprache.
Realisierung bei Babbel
Bei Vokabelübungen können Wörter durch Hören und anschließendes Nachsprechen geübt werden. Dadurch wird das Wort im Gedächtnis verankert und gleichzeitig die eigene Aussprache verbessert.
4. Der Konstruktivismus
Hier werden die Annahmen vom Behaviorismus und Kognitivismus kritisiert. Dem Konstruktivismus zu Folge kann die Wahrnehmung und die darauf folgende Verarbeitung von Informationen nicht aktiv gesteuert werden. Lernen heißt, dass jeder Mensch Informationen ständig eigenständig erzeugt, indem er neue Reize mit bereits bestehendem Wissen verknüpft und sich so seine kognitiven Strukturen ständig verändern und erweitern.
Eine wirklich „objektive Information“ existiert demnach nicht, da jeder Mensch aus seiner Wahrnehmung etwas anderes konstruiert und mit anderen Inhalten assoziiert. Lehrer und Lernmedien können aus dieser Perspektive keine Information vermitteln, sondern nur Inhalte und Instrumente anbieten, mit denen der Lernende eigenständig umgeht und dadurch lernt.
Realisierung bei Babbel
Benutzer können individuell ihre eigenen Fertigkeiten verbessern, indem sie neue Informationen subjektiv auswählen und in Verbindung mit bereits vorhandenem Wissen setzen. Alle Inhalte können in einem persönlichen Lerntempo bearbeiten werden.
5. Der Konnektivismus
Der Konnektivismus wurde erstmals im Jahr 2004 vom Siemens vorgestellt, zählt zu den neuesten lerntheoretischen Ansätzen und ist bereits weit verbreitet. Das Modell beschäftigt sich in erster Linie mit offenen Lernumgebungen im multimedialen Informationszeitalter und bezieht sich vorwiegend auf Netzwerkverbindungen, in denen Personen sich bewegen.
Dem Konnektivismus zu Folge ist Lernen nicht immer eine bewusste Handlung, sondern passiert auch unbewusst nebenher. Man lernt also nicht nur aus expliziten Lernmedien, sondern zu großen Teilen von anderen Personen, mit denen man vernetzt ist.
Realisierung bei Babbel
Die gewaltige Community bietet viel Raum für soziale Lernprozesse. Über die Plattform kann sich einfach jeder über verschiedene Themen austauschen oder das soeben Gelernte anwenden. Die Benutzer kommunizieren in und über verschiedene Sprachen und festigen so ihr Wissen.
Fazit
Genau wie im Alltag sollte auch das gezielte Lernen möglichst abwechslungsreich stattfinden. Anders als die meisten anderen Anbieter hat die Lernplattform Babbel diesen Grundsatz in den einzelnen Kursen sehr konsequent umgesetzt und so ein sehr erfolgreiches Lernkonzept geschaffen. Dadurch ist das Lernen nicht nur effektiv, sondern gestaltet sich auch abwechslungsreich und macht daher auch noch Spaß.
Weiterführende Links
- Online Lernplattform Babbel
- Babbel Blog
- Buch: „E-Learning: Einsatzkonzepte und Erfolgsfaktoren des Lernens mit interaktiven Medien“